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Pitti Uomo 106 in Florenz – Wie die Menswear zur legeren Höchstform aufläuft
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Pitti Uomo 106 in Florenz – Wie die Menswear zur legeren Höchstform aufläuft

Rüdiger
Pitti uomo

Der Pitti Uomo ist die weltweit wichtigste Messe für Männermode. Im Prinzip gibt es rund um den Globus gar nichts vergleichbares. Jede Saison kommt in Florenz alles zusammen, was in Sachen Menswear eine Rolle spielt beziehungsweise eine Rolle spielen will oder sollte. In diesem Sommer, der aus Perspektive der Modebranche schon der nächste ist, kann man in der Fortezza da Basso, wo die Messe halbjährlich mit rund 20.000 Besuchern stattfindet, eine deutliche Trendrichtung ablesen.

Pitti Uomo 106 in Florenz

Eine nicht unbedeutende Nebenrolle spielen in der Fortezza traditionsgemäß die sogenannten Peacocks – die Pitti-Pfauen. Gemeint sind damit bis ins Detail durchgestylte Dandys im maßgeschneiderten Gentleman-Look, die das Messegeschehen optisch deutlich dominieren. Ob sie geschäftliche Termine haben oder nicht. Doch die Peacocks scheinen auf dem Rückzug. Auch wenn die Grüppchen von meist vier bis fünf flanierenden Pitti-Pfauen mit ihren Zweireihern in leuchtenden Farben oder strahlendem Weiß, ausgestattet mit Sonnenbrillen im Vintage-Stil, Borsalino-Hut, Seidenkrawatte, Einstecktuch, edlen Monkstraps, Budapestern, Loafern oder Mokassins und nicht minder edlen Ledertaschen und diversen anderen Accessoires, immer noch unübersehbar sind – den Trend bestimmen längst andere.

Es ist eine junge, modisch mutige und emanzipierte Generation, die einen neuen High-Fashion-Look aufs Tapet bringt. Vielleicht kann man es Streetwear mit Pitti-Twist nennen. Prada-Loafer und Birkin-Bag bleiben, werden aber einfach mit Tanktop und Surfer-Shorts von Labels wie Acne oder Our Legacy kombiniert. Sneaker sind längst ins Luxussegment eingezogen und können facettenreiche Nuancen setzen. Ein lässiges Alltagsoutfit aus Jeans und T-Shirt wird dazu mit Halstuch und Sonnenbrille aus französischen Luxushäusern gepimpt. Eine Luxusuhr, ausgewählter Schmuck und vielleicht eine Baseballkappe jüngerer Trend-Labels wie Jacquemus sorgt für einen zeitgemäßen Twist. Generell gilt: Anything goes – As long as it’s hot, cool and fancy.

 

 

Was den Wandel in der Menswear aber am stärksten vorantreibt ist die Hose. Das war auch auf der Pitti Uomo deutlich zu sehen. Anders gesagt: Alle Zeichen stehen auf Loose-Fit und Oversize. Schmal geschnittene Anzughosen, enge Chinos oder gar Stretch-Jeans haben definitiv ausgedient. Bei der originellen Präsentation von Modemeister Sir Paul Smith im neoklassischen Palast Villa Favard  standen neben leichten Materialmischungen aus Leinen und Mohair-Wolle legere Schnitte im Vordergrund. Wenn nicht umgekrempelt, dürfen die Hosenbeinen kräftig aufsetzen und mit bis zu drei Bundfalten die locker-elegante Silhouette unterstreichen. Krawatten werden dazu höchstens offen und lässig gebunden – anders scheint das Accessoire kaum noch an den Mann zu kommen.

 

 

Einen weiteren Impuls bekommt die legere Note in der Menswear 2024/25 von Genderless-Konzepten und der Kultur des Orients. Designer und Creative Consultant Julian Daynov, der auf der Pitti Uomo allgegenwärtig war, bestätigt die Trendrichtung(en), plädiert aber gleichzeitig für viel individuellen Spielraum in der Männermode: “Für mich ist Authentizität das neue Cool; und das Konzept, an das ich ganz fest glaube. Ich habe es zu meiner eigenen Mission gemacht, Menschen dazu zu animieren mehr auszuprobieren und sich über Mode hinaus von veralteten Normen, Regeln und Vorschriften, die unsere Fantasie und Offenheit auf paradoxe Weise einschränken, zu befreien. Wenn sich jemand in einem Style gut fühlt, dann ist es doch ganz egal, aus welcher Abteilung oder Saison die Pieces stammen”, so der Wahl-Berliner.

Hemden-Spezialist Seidensticker stellte auf der Pitti Uomo den bereits dritten Drop der Zusammenarbeit mit Daynov vor. Die Wardrobe-Capsules, die mit der neuen Sub Brand Studio Seidensticker herauskommt, gehören voluminöse Overshirts, Hemden und Bügelfaltenhose, die als Layering-Look übereinander getragen werden. Jedes Teil für sich funktioniert aber auch als reines Essential. Zum zweiten Drop gehörte auch ein Kaftan – für Daynov auch eine Art Essenz seiner Modephilosophie, die so gut in die aktuellen Trendentwicklungen in der Menswear passt.

Da wundert es nicht, dass ausgerechnet die Modeikone Cameron Silver von Los Angeles nach Florenz zur 106. Pitti Uomo gekommen war, um sein neuestes Buch „Caftans: From Classical to Camp“ vorzustellen.

Header Picture by: chillaxingroad

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Last Updated on Juni 20, 2024 by Editorial Team

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