In den letzten 10 Jahren hat wohl kaum ein anderer Schweizer Luxusuhrenhersteller seine Uhrensparte strategisch so stark ausgebaut wie Bulgari. Taktisch klug hat die Marke in diesem Prozess Schweizer Gehäuse-, Armband und Zifferblattproduzenten übernommen und gleichzeitig massiv in die eigene Werkeproduktion und Manufaktur in Neuchâtel investiert. Das Ergebnis? Sechs Weltrekorde in sechs Jahren, darunter 2014 das dünnste Tourbillon der Welt, 2016 die dünnste Minutenrepetition, 2017 die dünnste Automatikuhr (womit Piaget entthront wurde – bis dato unangefochtener Experte für ultradünne Zeitmesser), 2018 das dünnste automatische Tourbillon, 2019 der dünnste automatische Chronograph und 2020 der dünnste Tourbillon-Chronograph.
Sechs Weltrekorde passieren nicht mal eben so. Sicher nicht. Vielmehr spiegeln sie Bulgaris unermüdlichen Willen wider, die eigenen Grenzen und die der modernen Uhrmacherkunst neu zu definieren. Damit ein Uhrenhersteller dieses Level erreicht, ist ein vollständig integrierter Produktionsprozess erforderlich – sprich ein Level, auf dem das Etikett „Inhouse“ plötzlich an Bedeutung gewinnt. Dafür ist eine Flexibilität notwendig, die in dieser Form von externen Lieferanten kaum geboten wird: Der Uhrenhersteller muss eigene Produktionsanlagen besitzen (diese müssen sich also „in-house“ befinden), um schnell neue Konzepte und Prototypen entwickeln und die Fertigung an neue Designs anpassen zu können.
All das hat Bulgari erfolgreich gemeistert, um seine neuen, extrem dünnen Gehäuse fertigen zu können, die seine neuen, extrem dünnen Werke beherbergen, die von seinen extrem dünnen Zifferblättern verdeckt werden. Mit seinen Neuheiten 2021, gerade an der LVMH Watch Week vorgestellt, unterstreicht Bulgari einmal mehr seine kühne neue Rolle als Uhrmacher in der ersten Liga.
Langjährige Fans der Marke wissen, das Bulgari eine reiche Tradition in der Fertigung von hochkomplizierten Uhren mit Schlagwerk hat – auch als Minutenrepetition bekannt. Eine Uhr mit Minutenrepetition ist eine unglaublich anspruchsvolle mechanische Uhr, die die Zeit akustisch durch eine Reihe kleiner Hämmer und Glocken wiedergeben kann. Der Träger muss entweder einen Drücker betätigen oder einen Hebel ziehen – Bulgari hat sich für die elegantere Version mit Drücker entschieden – um den Mechanismus aufzuladen und die Uhr mit der nötigen Energie zu versorgen, um mithilfe feiner Metallglocken die Zeit anzugeben. Dabei werden die vollen Stunden meist mit einem tiefen Ton indiziert, die Viertelstunden seit Anbruch der nächsten Stunde mit einem höheren Ton und die Minuten, seit Anbruch der nächsten Viertelstunde mit einem hohen Ton.
Klingt kompliziert? Man muss nur einmal gut zuhören, um das Ganze zu verstehen, braucht jedoch Monate, um die Konstruktion aus unzähligen winzigen Rädchen, Hebeln und seltsam geformter Ärmchen, die Uhrmacher auch als „Schnecke“ bezeichnen, zusammenzusetzen. Bulgari hat diese Konstruktion mit seinen Minutenrepetitionen mit Carillon-Schlagwerk auf ein neues Niveau gebracht. Der jüngste Zuwachs in dieser Linie ist die neue Bulgari Octo Roma Carillon Tourbillon, bestehend aus 432 Einzelteilen.
Der Begriff Carillon bezeichnet ein komplexes Glockenspiel – und genau das ahmt die Bulgari Octo Roma Carillon Tourbillon nach. Drückt man den weißgoldenen Pusher auf der linken Gehäuseseite setzt der schöne Glockenklang ein, und das bei einem Werk, mit einer Höhe von gerade einmal 8,35mm. Das offene Zifferblatt gibt den Blick frei auf das glänzende Tourbillon bei 6 Uhr, das einen gelungenen Kontrast zum schwarzen, DLC-beschichteten und 44mm großen Titangehäuse bildet.
Im Bulgari Octo Finissimo S Chronograph GMT spiegelt sich hingegen die jüngste Geschichte der Marke wider. Die Uhr basiert auf dem erst vor wenigen Jahren vorgestellten Rekord-Chronographen und ist eine der dünnsten und komplexesten Sportuhren, die die Schweizer Luxusuhrenindustrie in der jüngsten Vergangenheit (oder vielleicht jemals) hervorgebracht hat. Wie der Name schon sagt, kombiniert der Octo Finissimo S Chronograph GMT eine Chronographenfunktion (besser bekannt als Stoppuhrfunktion) mit einer praktischen GMT-Anzeige, mit der der Träger eine zweite Zeitzone im Blick behalten kann. Etwas, das in unserer globalisierten Welt heute besonders nützlich sein kann, gerade wenn man mit Teams auf fernen Kontinenten zusammenarbeitet oder auch einfach nur wissen möchte, wie spät es gerade bei seinen Lieben in der Ferne ist.
Hinzu kommt ein smarter Automatikaufzug: Bei dickeren Uhren keine Seltenheit, stellt ein Automatikaufzug bei ultra-dünnen Zeitmessern tatsächlich eine wahre technische Glanzleistung dar, da der Aufwand um den komplexen Mechanismus in das dünne Werk zu „quetschen“ immens hoch ist.
Das Kaliber BVL318 im Inneren der Bulgari Octo Finissimo S Chronograph GMT hat eine Höhe von gerade einmal 3.30 mm – eine herausragende Leistung der Manufaktur aus Neuchâtel. Das Gehäuse, erhältlich wahlweise in Edelstahl oder ultraleichtem Titan, misst 43 oder 42 mm im Durchmesser und hat eine Höhe von 8,75 bzw. 6,90 mm.
Für welche Version man sich auch entscheiden mag: die Octo Finissimo kombiniert einen eleganten Look mit einem Tragekomfort, wie nur ultra-dünne Uhren ihn bieten können.
Den krönenden Abschluss unserer Auswahl an Bulgaris Neuheiten von der LVMH Watch Week 2021, macht die Bulgari Serpenti Spiga, der jüngste Zuwachs in Bulgaris ikonischer Serpenti-Kollektion. Tief in der Geschichte der Marke verwurzelt, hat die Serpenti ihren Ursprung in einer Armbanduhr aus dem Jahr 1957, deren blockartiges Gehäuse an einem modularen Armband befestigt war. Bulgari fügte diesem Design seinen charakteristischen Touch an italienischer Romantik hinzu und schuf so die Serpenti, die – angelehnt an das Motiv der Schlange – Weisheit, Kraft und den Kreislauf des Lebens symbolisieren soll. Bulgari fasst dies auf eloquente Weise so zusammen: „Die Schlange hat exotische Schönheiten von Cleopatra bis zur Bulgari-Frau bezaubert und sie mit ihrer magnetischen Kraft gestärkt. Bekannt für die Fähigkeit, seine Beute zu hypnotisieren – eine Fähigkeit die keinem anderen Tier zugeschrieben wird – ist die Schlange auch für ihre Verführungskünste bekannt.“
Die 2021 lancierte Bulgari Serpenti Spiga vereint diese einzigartige Geschichte mit der meisterhaften Expertise der Konstrukteure und Designer der Manufaktur. Spiga ist das italienische Wort für Weizen und ein Symbol für Reichtum und Fruchtbarkeit, das in der Mythologie oft Verwendung fand und als Motiv oft mit der Ehe verbunden war.
Einmal montiert, erscheint das Spiga Armband ein unteilbares Ganzes zu bilden und präsentiert damit jene Art von besonderer Schönheit, die sich gleichermassen in der kunstvollen Herstellung und Montage seiner filigranen Einzelteile widerspiegelt. Die einreihigen Armbänder, bestehen aus 40 Komponenten in 40 unterschiedlichen Formen, was bedeutet, dass jedes Einzelteil einzigartig ist: ein eindrucksvolles Tribut an die natürliche, asymmetrische Schönheit des Spiga-Motivs. Die zweireihigen Armbänder bestehen hingegen nicht nur aus 40, sondern gar aus 70 Komponenten.
Technisch eindrucksvoll und wunderschön detailreich, sind die Bulgari Neuheiten 2021 auch eine Hommage an das reiche Erbe der Marke, das voller Mythologie, Geschichten und manchmal auch Verführung steckt.
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Worte: David B.
Fotos: Bulgari
Last Updated on März 18, 2024 by Editorial Team
Der aus Ungarn stammende David ist ein engagierter Autor, der sich auf die Haute Horlogerie spezialisiert hat. Seine Expertise zeigt sich in seinen Beiträgen für international bekannte Uhrenmagazine. Dort beschäftigt er sich mit den Feinheiten und Kunstfertigkeit der Spitzenuhrmacherei.