Anfang des Jahres hat sich Nicola Rehbein, seines Zeichens Fotograf, eine Vintage Rolex Datejust 1601 gekauft. Ein Geschenk an sich selbst, um sich für seine Errungenschaften und harte Arbeit zu belohnen, die ihn dahin gebracht haben, wo er heute ist. Aufgewachsen ist der halb Serbe halb Deutscher in Kapstadt, Südafrika.
Eine Stadt, die er selbst als “schwierig” beschreibt. Heute lebt er in Berlin und hat sich mit seinen Fotos einen Namen in der Szene gemacht. Während er seine kommerziellen Projekte gerne und offen teilt, zeigt er seine persönlichen Arbeiten seltener, sind sie doch sein persönlicher Weg, um private Erfahrungen zu verarbeiten und Wendepunkte in seinem Leben in zeitlosen Objekten zu verewigen.
„Fotografien zu sammeln, heißt die Welt zu sammeln.“ sagt Susan Sonntag und ihr Kommentar könnte nicht relevanter sein angesichts der Tatsache, dass wir heute bis zu 100 Millionen Fotos täglich auf Instagram zur Verfügung stellen. “Fotografien sind festgehaltene Erlebnisse und die Kamera ist der ideale Partner, das Bewusstsein dafür herzustellen.“
Nicola und ich hatten die 2020er Version eines persönlichen Gesprächs – einen Videoanruf – um uns über Fotografie, seine neue Uhr, Learnings aus dem Lockdown sowie noch einiges mehr zu unterhalten.
Lass uns bei deiner neuen „alten” Rolex beginnen. Trägst du sie gerade? Erzähl uns doch erstmal, wie es war, als du sie gekauft hast und warum.
Nicola: Ich trage sie tatsächlich gerade. Ich habe sie erst vor Kurzem gekauft. Unmittelbar bevor das ganze Corona-Ding anfing, also vor einigen Monaten. Es ist eine Rolex Datejust 1601 in weiß, aus rostfreiem Stahl und Weißgold. Was mir daran gefällt ist, dass es eine alte Uhr ist. Sie ist von 1973 oder 1974. Im Vergleich zu den neueren empfinde ich die alten Modelle als die Schöneren. Sie sind flacher und wirken am Arm eleganter. Das war auch der Grund, warum ich mir eine alte Uhr kaufen wollte. Aber natürlich auch wegen des Preises… lacht
Hast du dir so eine Uhr schon länger gewünscht?
Nicola: Es klingt etwas kleingeistig und materialistisch und auch seltsam, aber da ich aus einfachsten Verhältnissen komme, ist es ehrlicherweise tatsächlich etwas, wovon ich schon als Kind geträumt habe. Alles, was ich besitze, habe ich für mich selbst geschaffen. Die Uhr feiert das und erinnert mich daran.
Bist du generell an Uhren interessiert oder nur an dieser?
Nicola: Uhren interessieren mich schon, aber weder bin ich Experte noch ein echter Kenner. Ich habe auch erst angefangen, mich mit Uhren eingehend zu beschäftigen, als ich mir wirklich eine kaufen wollte. Ich wusste schon immer, welche Uhr welche ist. Jedoch ist das so ein weites Feld. Es ist fast unmöglich, alles darüber zu wissen.
Wann hattest du das erste Mal eine Kamera in der Hand?
Nicola: Als Kind rannte ich immer mit diesen 2.3 MP Digitalkameras durch die Gegend. Seit ich denken kann, habe ich Fotos und Videos gemacht. Ich denke, das hat mich süchtig nach Fotografie gemacht. Unabhängig davon war da auch noch mein Vater, der die analoge Fotografie absolut liebte. Er war es auch, der mir meine erste analoge Kamera gab, mit der ich dann anfing, Bilder zu machen.
Bist du Autodidakt oder hast du Fotografie studiert?
Nicola: Ich habe gar nichts studiert. Als ich nach Deutschland kam, habe ich mein Abitur in den Hauptfächern Kunst und Design gemacht. Das war aber auch alles. Es wird einem aber auch nicht wirklich etwas beigebracht. Meine Freundin ist ebenfalls Fotografin. Sie ist eine von denen, die alles planen muss; sie macht u. a. Moodboards. Aber das ist nichts für mich. Ich gehe irgendwo hin und mache meine Bilder.
Vor ein paar Jahren sagtest du in einem Interview folgenden Satz: „Ich sehe [Fotografie] nicht als Kunst. Für mich ist es eher dokumentarisch.” Was ist der Unterschied und warum ist es wichtig, zu dokumentieren?
Nicola: Es gibt Leute, die dokumentieren auf eine künstlerische Art und Weise. Was mir gar nicht entspricht. Jeder, wie er es braucht. Ich sehe Fotografie mehr als ein Abbild dessen, was im Moment passiert. Ich liebe es, die Zeit für ewig anzuhalten. Für mich ist analoge Fotografie ein Moment, der nie vergeht, schon auch, weil ich alle Bilder ausdrucke. Ich habe Kisten über Kisten mit analogen Fotografien und alle fragen mich immer: „Was zum Teufel machst du mit all den Bildern?“ Ich antworte dann: „Das paßt schon. Lasst sie einfach hier und beachtet sie nicht.“ Sie teleportieren mich zu genau dem Moment zurück, in dem ich sie gemacht habe und ich kann schon beim Ansehen präzise sagen, was ich gemacht habe und mit wem ich in diesem Moment zusammen war. Ich vermute, dass mich das glücklich macht.
Du hast auch erwähnt, dass du dich nicht von anderen Künstlern inspirieren lässt und nie danach strebst, den Stil eines anderen zu erreichen. Glaubst du daran noch immer?
Nicola: Nicht wirklich. Es gibt einige Fotografen, deren Arbeiten ich mir gern ansehe. Aber ich denke, dass es ein generelles Problem unserer Generation ist, sich in den ständigen Vergleich miteinander und untereinander zu begeben. Ich halte das nicht für vorteilhaft. Dieses ganze Instagram-Ding; du bist permanent am Scrollen und siehst so viele gute Fotografien und beginnst, an dir selbst zu zweifeln. Deswegen habe ich für mich entschieden, dass es keinen Sinn macht, sich mit anderen zu vergleichen oder andere zu Idolen zu erheben. Natürlich mag ich auch die Arbeiten verschiedener Künstler. Jedoch möchte ich nicht dem nacheifern, was sie machen. Sie machen ihr Ding und ich mache meines und jeder soll sein eigenes machen.
Die digitale Welt bietet Kreativen mehr Möglichkeiten, aber sie schafft auch kürzere Lebensspannen für ihre Arbeit. Die Sekunde, in der jemand ein Bild sieht, liked es vielleicht noch und sieht es dann wahrscheinlich nie wieder. Wie empfindest du soziale Medien? Hast du jemals das Gefühl gehabt, ihretwegen unter Druck zu geraten und noch schneller etwas kreieren und hochladen zu müssen? Ist das gut oder schlecht?
Nicola: Ja, absolut. Man empfindet diesen Druck natürlich schon, weil die sozialen Medien in der heutigen Zeit unglücklicherweise eine so große Rolle für Jobs spielen. Als Fotograf wirst du eindeutig besser bezahlt, je mehr Follower du hast. Was ich persönlich lächerlich finde. Ich lade nicht viel hoch. Ich mache viele Instagram Stories. Dabei geht es nicht vorrangig um Fotografie, was mir auch nicht wichtig ist. Ich zeige dort meine Art zu leben, was ich mache und lustige Dinge, die mir passieren.
Wie hat sich deine Herangehensweise an Fotografie über die Jahre verändert?
Nicola: Das ist schwer zu sagen. Ich unterteile meine Arbeit in zwei Felder: Arbeit im Allgemeinen und Projekte, die ich mache, weil ich es gern möchte. Aber ich nehme privat kaum noch meine Kamera zur Hand, da ich dann immer das Gefühl habe, zu arbeiten. Das heißt, wenn, dann mache ich noch Bilder auf Reisen. Das ist aber auch wahrscheinlich die einzige Zeit. Es ist natürlich noch immer meine Leidenschaft, aber es hat sich hin zu einem Arbeitsgefühl und weg von diesem Spaßding entwickelt, welches es früher einmal war.
Findest du das schade? Vermisst du die Freude an der Fotografie?
Nicola: Manchmal schon, aber ich glaube, das passiert bei allem, was man tun muss, um Geld zu verdienen. Die Verbindung und das Verhältnis dazu ändern sich nach einer Weile.
Als ich letztes Jahr den Fotografen Mustafah Abdulaziz interviewte, sagte er, die Fotografie erfülle seine “Neugierde auf das Dasein” und “spielt für ihn eine entscheidende Rolle im Hinblick darauf, wie man ist, was man anschaut und was man mit seinem Leben macht”. Hilft dir die Fotografie, die Welt besser zu verstehen?
Nicola: Ich denke schon. Sie bringt mich mit Menschen in Verbindung, mit denen ich normalerweise keine Verbindung eingehen würde. Ich bereise dank ihr die Welt. Ich sehe Orte, die ich sonst vielleicht nie gesehen hätte. Es ist ganz lustig, wo immer ich auch hinreise, rufe ich von dort meine Mutter an, um ihr zu sagen, „Guck mal Mama, wo ich jetzt bin.“ Und jedes Mal freut sie sich für mich mit. Andernfalls hätte ich dieses Leben, was ich heute führe, so nie leben können.
Ich finde es wundervoll, dass du während des Lockdowns einen Kurzfilm in deiner Wohnung gedreht hast. War diese Zeit für dich eher produktiv oder eine Zeit der Reflektion und Entspannung?
Nicola: Die Idee zu dem Film kam komplett von meiner Freundin. Ich selbst finde es schwierig mich hinzusetzen, mir interessante Dinge auszudenken und kreativ zu sein, wenn ich sonst nichts zu tun habe. Ich denke, in dieser Zeit waren die Menschen durch die sozialen Medien unter einem enormen Druck, kreativ sein zu müssen: „Wenn du wirklich ein Kreativer bist, dann musst du auch kreativ sein in der Zeit des Lockdowns; nutze deine Zeit weise.“
Ich persönlich hasse es, unter Druck gesetzt und in Dinge hinein gepresst zu werden, auf die ich keine Lust habe. Ich selbst habe es als Auszeit genutzt, da ich sonst so viel arbeite. Irgendwer hat uns das Geschenk gemacht, eine Zeit lang nichts machen zu können. Also sollten wir es dankbar annehmen. Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wann ich das letzte Mal Zeit hatte, nur abzuhängen und zwei Wochen am Stück zu Hause zu sein. Der Film hat sogar richtig Spaß gemacht und wir haben etwa zwei Stunden dafür gebraucht, ihn zu drehen. Es war also nichts Großes. Ich mag dennoch, was daraus geworden ist. Instagram
Hast du schon einmal eine Ausstellung veranstaltet? Wenn ja, hat es sich anders angefühlt, als deine Arbeiten online zu zeigen?
Nicola: Ja, habe ich. Ich hatte zuvor sowohl Ausstellungen als auch Abdrucke in Magazinen. Ich denke, bei einer physischen Ausstellung erreichst du ein weitaus kleineres Publikum. Das dafür aber tiefgreifender. Schon weil sich die Leute die Zeit nehmen und den Aufwand betreiben extra zu kommen, um deine Kunst zu sehen. Im Vergleich zu den sozialen Medien. Dort sehen die Leute meine Arbeiten und die Arbeiten des Nächsten und wieder des Nächsten, weil sie sowieso permanent am Smartphone hängen.
Denkst du während der Dreharbeiten viel über diese Verbindung nach und darüber, was du dem Publikum vermitteln willst?
Nicola: Was ich seltsam finde ist, dass ich eigentlich immer Menschen so fotografiere, dass sie in die Kamera blicken. Ich weiß nicht warum, aber mir ist aufgefallen, dass ich das immer mache. Ich fotografiere fast nie Menschen, wenn sie weggucken, denn wenn sie mich ansehen oder in die Kamera blicken, stellt man eine direkte, fast seltsame Verbindung zu ihnen her. Das ist etwas, was ich immer schon getan habe und was durchaus eigen ist.
Mehr Info zu Nicola Rehbein und seinen kommenden Projekten als Fotograf gibt es auf Instagram oder über seine Website.
Interview: Aaron Howes
Mehr Details zu seiner Vintage Rolex Datejust 1601:
Die Rolex Datejust ist zweifelsohne eine Ikone unter den Luxusuhren. Seit ihrer Einführung im Jahr 1945 bietet sie gleichbleibende Wertigkeit bei zeitloser Schönheit und rangiert mit einer Handvoll erlesener Uhren unter den Besten ihrer Klasse. Ihre Konzipierung und Markteinführung fand unter der Leitung des Rolex-Gründers Hans Wilsdorf statt. Dank ihrer historischen Bedeutung, ihres unverwechselbaren Stils und ihrer unwiderstehlichen Anziehungskraft wird sie auch zukünftig zum Erfolg der Krone beitragen.
Bei diesem besonderen Modell 1601 aus dem Jahr 1973 wurde der Durchmesser von 36mm in Anlehnung an die originale Gehäusegröße beibehalten, welches bis heute als die perfekte Größe für eine Uhr aus der Rolex Classic Reihe gilt. Dies bezieht sich auch auf die Datejust und die Day Date.
Die Tatsache, daß Rolex bis heute, fast ein halbes Jahrhundert nach Markteinführung, die Datejust 36 im Wesentlichen unverändert in Funktionalität, Proportion und Design herstellt, zeigt, wie die Marke, unberührt von Entwicklungen in der Mode, zeitlos trendgebend ist und bleibt.
Passend zum berühmten fünfgliedrigen Jubilee-Armband, welches als eines der markanteste Merkmale der Datejust gilt, wird die Gesamtheit der Uhr durch die brilliant kannelierte Lünette ergänzt. Sie steht dem Armband in Komplexität und Besonderheit in nichts nach. Die Rolex Datejust 1601 ist nicht nur ein Klassiker, sondern schmeichelt auch dem designverliebten Auge, wenn sie unprätentiös das Handgelenk ihres glücklichen Trägers schmückt.
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Text: David B.
Fotos: Nicola Rehbein
Last Updated on März 19, 2024 by Editorial Team
Aaron aus Großbritannien bietet eine einzigartige Perspektive dank seiner akademischen Ausbildung und seinen Erfahrungen als Redakteur für Markeninhalte bei Highsnobiety. Aufgrund seiner Leidenschaft für die Cross-Over-Aspekte von Design, Technologie und Kultur ist seine Arbeit von einem multidisziplinären Verständnis geprägt.