Wie immer fühlte sich der Mailänder Salone del Mobile weniger wie eine Messe an, als vielmehr wie ein bedächtiger Dialog – zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, Technik und Material, Form und Funktion.
Während der laute Auftritt den überdimensionalen Installationen und Promi-Kooperationen gebührte, umgab eine ruhigere und nachdenklichere Atmosphäre die überzeugendsten Präsentationen dieses Jahres. Hier ist ein ausgesuchter Blick auf jene Stücke, die noch lange nach dem letzten Negroni im Gedächtnis verweilen.
Unsere Favoriten vom Salone del Mobile
Loewes Teekannen: Funktion trifft auf Folklore
Die Präsentation von Loewe leitete eine willkommene Pause ein: 25 Künstler wurden eingeladen, die schlichte Teekanne zu interpretieren – mit einer Silhouette, so vertraut, dass sie fast im Hintergrund verschwindet. Die Resultate waren breit gefächert, manchmal ungewöhnlich, immer aufrichtig. Ob in brünierter Bronze oder handbemaltem Porzellan, jedes Stück schien in etwas Realem verwurzelt: Einem Ritual, einer Erinnerung, dem Alltag.
Hermès: Eine Konversation zwischen den Materialien
Hermès interpretierte das Zuhause dieses Jahr als eine Art Landschaft und schichtete Terrakotta, Ton, Holz und Stein zu stillen, monumentalen Arrangements. So zeigte sich der Loungesessel Diapason d’Hermès in einem Lederrahmen, der durch sanft gehämmertes Aluminium ausgeglichen wurde. Eine Reihe von Kaschmirdecken erschien so zurückhaltend, dass sie fast wie Architekturskizzen wirkten. Nichts war zu auffällig; alles wurde sorgfältig platziert.
Bottega Veneta mit einer Neuauflage des LC14
Die fortwährende Auseinandersetzung mit traditionellem Erbe und Material führte Bottega Veneta zum Le Corbusiers LC14 Tabouret zurück. Der kastenartige Hocker – ursprünglich aus einer Whiskykiste gefertigt – wurde in Zusammenarbeit mit Cassina und der Foundation Le Corbusier neu aufgelegt: Gewebtes Leder und tiefe Lackierungen zierten das Stück, bei dem man nicht sicher weiß, ob es sich um ein Möbel oder ein Kunstwerk handelt – doch vielleicht ist genau das der Punkt.
Faye Toogoods Cosmic-Kollektion für Tacchini
Faye Toogoods neue Kollektion greift sphärische Bezüge auf, bleibt jedoch ihrer gewohnten erdigen Farbpalette und ihren haptischen Materialien treu. Das Solar Daybed und der Stellar Mirror vermitteln den Eindruck von etwas Rituellem, ohne übermäßig stilisiert zu wirken. Die Kollektion scheint für das Leben gemacht und nicht nur für das Betrachten.
Pillo Sofa für Knoll – von Willo Perron
Mit seinen ausladenden Proportionen und abgerundeten Ecken positioniert sich das Pillo Sofa zwischen skulptureller Aufmachung und funktioneller Polsterung. Willo Peron – bekannt für seine Arbeit in Musik und Mode – verleiht ihm ein weiches, aber nicht zu sehr auf Design angelegtes Äußeres. Die Idee scheint einfach: Komfort ohne Kompromisse.
Origata von Nao Tamura für Porro
Die japanisch-amerikanische Designerin Nao Tamura arbeitet weiterhin mit zurückhaltender Hand. Ihre Origata-Bank und -Konsole für Porro erinnern an die traditionelle Kunst des Papierwickelns, hier jedoch ausgeführt mit Holz und Metall. Die Übergänge sind präzise, die Oberflächen matt und der Gesamteindruck strahlt ruhige Effizienz aus.
Molteni&C: Leichte Nuancen, schwere Handwerkskunst
Die Kollektion von Molteni&C hat das Rad nicht neu erfunden, aber verfeinert. Sessel und Sofa sind niedrig und breit, mit weichen Silhouetten, die wie geschaffen für lange Abende sind. Der Mateo-Tisch und der Picea-Couchtisch – beide in gedeckten Holztönen – widersetzen sich Trends und setzen auf zeitlose Formen.
B&B Italias Tufty-Time 20
Patricia Urquiolas Tufty-Time-Sofa feiert dieses Jahr seinen 20. Geburtstag. Die überarbeitete Version präsentiert neue geschwungene Module und eine tiefere Polsterung. Dieses Sofa findet in jedem Interieur seinen Platz, von maximalistisch bis minimalistisch. Das neu aufgelegte Design beeinträchtigt diese Vielseitigkeit nicht, sondern macht sie nur sanfter.
Minottis Coupé von Giampiero Tagliaferri
Die neue Coupé-Kollektion von Minotti spiegelt Elemente des italienischen Mid-Century-Stils wider, zeichnet sich jedoch durch eine markantere Silhouette aus. Der Entwurf von Giampiero Tagliaferri ist bequem, ohne zu leger zu wirken und strukturiert, ohne Steifheit auszustrahlen. Die Designs würden sowohl in einer Mailänder Wohnung als auch in einem brutalistischen Haus in Los Angeles punkten.
Poliforms Owen-Stuhl
Jean-Marie Massauds Owen-Stuhl für Poliform spielt mit der geschwungenen Linie eines Möbiusbandes. Er ist kein Möbelstück, das Aufmerksamkeit auf sich zieht, aber einen genauen Blick belohnt – sanfte Kurven, enge Nähte und eine schwebende Rückenlehne sorgen für architektonische Dramatik.
Porros Tablo-Tisch von Piero Lissoni
Lissonis Tablo-Tisch für Porro besticht durch seine beruhigende Schlichtheit. Inspiriert von industriellen Werkbänken, kommt er mit einem minimalistischem Profil aus schwarzem Metall und lackierter Glasplatte daher. Die Idee dahinter scheint einer klaren Form zu entspringen, die der Funktionalität nicht im Wege steht.
Kartells Belvedere-Stuhl
In Anlehnung an Wiener Café-Sitzmöbel kombiniert der Belvedere-Stuhl von Kartell Wiener Stroh mit recyceltem Kunststoff. Er präsentiert sich leicht, stapelbar und überraschend elegant. Entworfen von Ludovica Serafini und Roberto Palomba, zeigt der Belvedere-Stuhl, wie traditionelle Formen modernisiert werden können – ohne ihre Seele zu verlieren.
Wenn es dieses Jahr ein Thema auf dem Salone gab, dann war es wohl Zurückhaltung. Nicht bei den Ansprüchen an die Kreationen, aber bei ihrem Volumen. Die besten Arbeiten der großen Studios wirkten unaufdringlich, entschlossen und im Handwerk verwurzelt. In einem Jahr voller Lärm zeigte diese Messe die Kunst, zu flüstern.
Besuche die Webseite des Salone del Mobile für mehr Informationen.
Mehr lesen:
Last Updated on Mai 13, 2025 by Editorial Team

Chefredakteur Raffaele schenkt dem Magazin ein weltgewandtes Flair, das er aus London, Berlin, New York und Barcelona einbringt. Seine 20-jährige Erfahrung mit Luxusmarken sowie seine Liebe zu Reisen und Essen bereichern den Magazininhalt.