Sie ist die treibende kreative Kraft hinter Gormley and Gamble (G&G): Phoebe Gormley. Ihr Haus gilt in London als einer der ersten Adressen, wenn es um maßgeschneiderte Modekreationen für Frauen geht. Dass Gormely and Gamble damit trotzdem an der berühmten Savile Row in Mayfair zu finden sind, wo der vorwiegend männlichen Kundschaft nobelste Anzüge an den Leib geschneidert werden, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Hier, wo stilbewusste Handwerkskunst zelebriert wird wie sonst fast nirgends auf der Welt, verbindet Phoebe Gormley alltäglich klassische Eleganz mit modernen Traditionen, reißt Barrieren ein und verbindet Weiblichkeit mit Stärke.
Inspiriert von ihrer südafrikanischen Großmutter, einer hingebungsvollen Schneiderin, begann Phoebe Gormley schon in jungen Jahren ihre Karriere. Ihr Glaube an einen Markt für Womens Tailoring, beeinflusst vom handwerklichen Geschick ihrer Großmutter, führte sie an die Savile Row. Esprit und Selbstvertrauen hatte sie ausreichend im Gepäck. In der elitären Welt der Couture, in der Innovation und Exklusivität gleichermaßen vorherrschend sind, gilt Gormley heute als Leuchtfeuer der Eleganz und Inklusivität.
Die Kreationen von G&G überzeugen durch unendliche Präzision und Sorgfalt. Dabei soll jedes Stück auch immer den einzigartigen Stil und die Persönlichkeit der Trägerin widerspiegeln. Und natürlich gehören Brautkleider zu ihrem Repertoire. Gormleys feministischer Modeansatz überzeugt vor allem immer mehr Paare entgegen, die einen eher weniger traditionellen Bridal Look präferieren.
Auch Inklusivität, Nachhaltigkeit und eine moderate und transparente Preisgestaltung sind zentrale Elemente des maßgeschneiderten Geschäftsmodells von Gormley and Gamble. Die Kundinnen des Hauses suchen ebenso nach ungesehener Opulenz, wie nach einem besonderen Flair. Einst wurde Phoebe Gormley gesagt, sie sei zu jung für ein von Männern dominiertes Feld, doch heute inspiriert sie bereits die nächste Generation von Designern und Managern. Mit ihrem unermüdlichen Drang, Grenzen zu überschreiten, wollen G&G und ihre vielfältige Stoffpalette die Zukunft der Luxusschneiderei in den kommenden Jahren prägen.
Gormley and Gamble | Savile Row
Sie haben schon mit 13 ihre Leidenschaft für Damenmode entdeckt. Von wem haben Sie sich in Ihren Jugendjahren inspirieren lassen?
Sie erwarten vielleicht, dass ich berühmte Modedesigner oder einen alten Filmstar aufzähle. Am meisten hat mich in Südafrika jedoch meine Großmutter inspiriert – sie war eine wirklich talentierte und hingebungsvolle Schneiderin. Ich wuchs damit auf, ihr bei der Ausübung ihres Handwerks zuzusehen und eine Faszination dafür zu entwickeln, wie aus scheinbar gewöhnlichen Stoffstücke, die auf ihrem Küchentisch herumlagen und aus denen dann eine figurbetonte Bluse oder ein Kleid werden konnte, das auch im Schaufenster von Harvey Nichols oder Liberty nicht fehl am Platz gewesen wäre. Einige dieser Kleidungsstücke hängen noch heut bei meiner Familie und mir in den Kleiderschränken. Ich denke, wir können alle daraus lernen – in der Modewelt hat es nie an Kreativität gemangelt, aber irgendwann wird Quantität wichtiger als Qualität, und wir möchten unseren Teil dazu beitragen, das zu ändern.
Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, dass Frauen ihre Schneider haben, um Frauen als innovative Führungskräfte zu stärken und zu fördern?
Viele Studien zeigen, dass der erste Eindruck in einem Geschäftskontext innerhalb von ein oder zwei Sekunden entsteht – noch bevor Sie überhaupt die Gelegenheit hatten zu sprechen. Ich behaupte nicht, dass Kleidung der einzige Faktor ist, um den richtigen Eindruck zu machen, aber sie ist ein Teil des Ganzen. Ob sie nun Investoren, Kunden oder Medienvertreter treffen – weibliche Führungskräfte haben in den Momenten des ‚ersten Eindrucks‘ immer noch auf so vielen Ebenen mit Geschlechtervorurteilen zu kämpfen. Aber warum sollte man sich die Wahl der Kleidung zum Nachteil ausdenken, wenn man sich mit so vielen anderen Dingen auseinandersetzen muss? Bei G&G sind wir darauf bedacht, das Feld zu ebnen: Selbst heute sind Frauen noch immer benachteiligt, wenn es um Qualität und gute Passform geht. Sehen Sie selbst: Wenn Sie auf der Website einer großen Marke nach Business-Anzügen für Männer suchen, werden Sie wahrscheinlich über 25 Größenvarianten in Bezug auf Länge, Taille usw. finden. Aber schauen Sie sich die entsprechenden Modelle für Frauen an – wenn Sie Glück haben, haben sie sechs Größen, obwohl wir eine bessere Auswahl an Körperformen haben.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie, als Sie Gormley & Gamble als ein von Frauen geführtes und auf Frauen ausgerichtetes Unternehmen ausgerechnet an der Savile Row etablieren wollten?
Meine Ausbildungsjahre in der Savile Row waren von unschätzbarem Wert – ich fühle mich geehrt, mein Handwerk inmitten einer so unglaublichen Geschichte und Handwerkskunst gelernt zu haben. Als ich jedoch begann, die Realisierbarkeit eines ausschließlich auf die weibliche Zielgruppe zugeschnittenen Services ins Visier zu nehmen, wurde mir zunächst gesagt, dass Frauen ‚zu anspruchsvoll‘ seien und mehr an einer größeren Menge massenproduzierter ‚Polyblend‘-Stücke als an echten Investment-Pieces interessiert seien. Ich dachte zunächst, das sei vielleicht ein wenig veraltet. Wissen Sie, manche Frauen bevorzugen Qualität statt Quantität, andere nicht, genauso wie manche Männer Qualität statt Quantität bevorzugen und andere nicht. Es gab auf dem Weg viele verschiedene Herausforderungen. Bevor ich Gormley & Gamble Ltd eröffnete, sah mein ursprünglicher Geschäftsplan einen bestimmten Lieferanten vor, der nach der Gründung von seinen Kostenvoranschlägen zurücktrat und nicht mit mir zusammenarbeiten wollte, weil ich ‚zu jung‘ sei. Aber meine Überzeugung war klar: Ich glaubte von Anfang fest an einen Markt für Damenschneiderei, das hat mich durch diese harten Anfangstage gebracht, zusammen mit vielen in der Branche, die mir geholfen haben – und natürlich meiner ersten Kundin, der ich ewig dankbar sein werde: Sie war die Geschäftsführerin von Virgin Money. Sie hat an meinem ersten Tag gleich zwölf Artikel gekauft.
Mode und Textilien sind der zweitgrößte Verursacher des Klimawandels. Wie verbindet Gormley & Gamble Luxusmode mit Nachhaltigkeit und begrenzt gleichzeitig den eigenen CO2-Fußabdruck?
Das ist leicht zu beantworten: Unser gesamtes Geschäftsmodell basiert auf Zero Waste – keinerlei Abfall. Anders als die meisten großen Konfektionsmarken, die, offen gesagt, an den Grenzen der Nachhaltigkeitsverbesserungen herumspielen, sind unsere Ansprüche in diesem Bereich inhärent: Wir machen nur, was die Leute wollen, wann sie es wollen, und wir machen es passend. Erstens bedeutet das einen Gegenentwurf zum Modell der Massenmode und Fast Fashion mit sich immer kürzer drehenden Frequenzen. Dabei wird ein beträchtlicher Anteil der hergestellten Ware nie verkauft und landet auf Mülldeponien oder in Verbrennungsanlagen.
Dazu kommen Retouren. Wussten Sie, dass etwa die Hälfte der retournierten Kleidung nie wieder in den Lagerbestand kommt? Für Marken ist es oft günstiger, neue Ware aus einer Fabrik in Asien zu beziehen, als den Artikel aufzubereiten und wieder in die Regale zu stellen. Die meisten dieser Rücksendungen landen auf Mülldeponien – und dabei ist eine ‚falsche Passform‘ der häufigste Grund für Rücksendungen. Da wir alle Artikel nach Maß und Kundenwunsch fertigen, bekämpfen wir dieses Problem an der Wurzel. Bei uns wird nichts verschwendet: Unsere Seidenaugenmasken werden aus Resten von Futterstoffen oder Hemden hergestellt, und wenn wir unbenutzte Artikel haben, spenden wir sie an eine Wohltätigkeitsorganisation oder veranstalten einen Musterverkauf – wie wir es getan haben, um Geld für das Rote Kreuz in der Ukraine zu sammeln. Wir vermeiden auch die plastikbasierten Stoffe, auf die Fast Fashion angewiesen ist (Polyester, Nylon usw.) und bevorzugen stattdessen natürliche Stoffe wie Wolle, Seide, Tweed oder Leinen aus britischen, irischen und italienischen Fabriken – was auch bedeutet, dass sie nicht um die halbe Welt verschifft werden.
Fast 70 % der Paare entscheiden sich heute für ‚nicht traditionelle‘ Hochzeitskleidung. Wollten Sie mit Gormley & Gamble die Brautmode für Frauen revolutionieren?
Ich denke, es war viel mehr kundenorientiert als etwas, das wir uns ausdrücklich vorgenommen hatten. Wir hatten so viele zukünftige Bräute, die zu uns kamen und sagten, sie wollten kein „Baiser-Kleid“ – das waren ihre Worte, nicht meine! Sie wollten etwas, das sich besonders und luxuriös anfühlte. Das zeigt, Traditionen werden immer noch geschätzt, vielleicht nur eben anders. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab beispielsweise, dass fast 70 % unserer Follower entweder ‚etwas Blaues‘ in ihr Brautoutfit eingearbeitet haben oder dies beabsichtigen, und traditionelles Elfenbein ist immer noch eine äußerst beliebte Wahl. Was ich an diesem Job liebe, ist das Wissen, dass, wenn eine unserer Bräute in einen elfenbeinfarbenen Hosenanzug investiert, sie ihn noch viele Jahre lang tragen kann – möglicherweise die Jacke mit Jeans und Stiefeln fürs Büro. Oder die Hose mit High-Heels und einem Kaschmirpullover fürs Wochenende.
Wie wird Gormley & Gamble die LGBTQIA+-Community in diesem Jahr feiern, nachdem Sie bereits während des Pride Month kostenlose individuelle Stickereien für Bräute angeboten haben?
Nun, das war wahnsinnig beliebt, also haben wir es erweitert! Es ist so eine nette persönliche Note – die Initialen des glücklichen Paares und ihr Hochzeitsdatum dezent auf das Innenfutter einer Jacke gestickt zu haben, ist so eine diskrete, aber schöne persönliche Note. Es dient auch als Erinnerung an Ihren besonderen Tag für viele Jahre. Babyblau war die beliebteste Farbe für Stickereien – was habe ich über Tradition gesagt! Wir haben noch keine spezifischen Veranstaltungen für den Pride Month bestätigt, da es eine unserer geschäftigsten Zeiten des Jahres ist – aber wir sind immer offen für Vorschläge bezüglich Feierlichkeiten, also schreiben Sie uns eine Nachricht mit Ideen und Vorschlägen!
Wie unterscheiden sich Ihre Anzüge von denen anderer Schneider in der Savile Row, abgesehen davon, dass sie ausschließlich für Frauen entworfen werden?
Es geht nicht so sehr darum zu sagen ‚wir sind besser‘, sondern die Savile Row ist der Höhepunkt der Schneiderkunst und wir sind stolz, ein Teil davon zu sein. Für uns geht es darum, die Bedürfnisse und Wünsche von Frauen besser zu erfüllen. Wir unterscheiden uns durch mehrere Dinge. Erstens fertigen wir viel mehr als nur Anzüge, was zu den Capsule Wardrobes und Individualität passt, die Frauen wohl wichtiger sind als Männern. Wenn Sie eine Kopie eines alten Kleids, das Ihnen gefallen hat, in einer neuen Farbe haben möchten, passend zu einem Mantel, den Sie gekauft haben, machen wir das. Wenn Sie nicht wissen, was Sie unter Ihrer Jacke tragen sollen, helfen wir Ihnen auch dabei – Sie kreieren also ein Outfit, nicht nur ein Kleidungsstück. Zweitens bieten wir maßgeschneiderte (wobei alles von Grund auf neu entworfen wird) und maßgefertigte Damenbekleidung an, was ungewöhnlich ist. Maßgefertigt ist eine Auswahl unserer beliebtesten Designs n einer kleineren Auswahl an vorrätigen Stoffen, was es zu einer erschwinglicheren Option macht. Das bedeutet, dass wir
eine größere Bandbreite an Budgets bedienen können: Unsere maßgeschneiderten Hosen zum Beispiel beginnen bei etwa 400 £, was nicht viel mehr ist, als Sie im gehobenen Segment der „High Street“ bezahlen würden. Der Unterschied besteht darin, dass es wie angegossen passt, anstatt nur darauf zu wetten, ob Ihnen eine von fünf oder sechs Größenvarianten passen könnte. Vielleicht geht es primär darum, dass Frauen nicht nur eine Nebenrolle spielen. Viele unserer Kunden sagen, sie seien kürzlich bei einem (Herren-) Schneider gewesen, der auch Damenbekleidung angeboten hat, aber nicht das erwartete Ergebnis lieferte.
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Last Updated on Juli 1, 2024 by Editorial Team
Rüdiger Oberschür hat Theaterwissenschaften in Gießen und Frankfurt studiert. Als Modejournalist schreibt er heute zwar viel über Designer und Kollektionen. Sein Interesse gilt aber genauso dem Business hinter den Brands. Düfte, Brillen, Reisen, Interior Design und Kunst gehören ebenso zu seinen Themen.